Das Jurtengestell der Pfadfinder oder die selbsttragende Jurte

Seit Herbst 2009 hat sich der Bestand der Pfadfinder um ein neues Jurtengestell erweitert.

Einige von euch werden sich jetzt sicher fragen: Was ist denn ein Jurtengestell? Und wofür braucht man denn das?! Es geht doch auch ohne, oder? — Aber erstmal Eins nach dem Anderen:

Was ist eigentlich ein Jurtengestell?

winkel

Einer der Winkel

Ein Jurtengestell ist ein Gestell, dass die Jurte stabilisieren soll. Es besteht aus Winkeln und diversen Stangen. Beim Aufbau einer normalen Jurte wird das Dach an den Seiten von Holzstangen gehalten. Diesen fehlt aber leider die Eigenschaft, von alleine, also auch ohne Abspannung, stehen zu Bleiben.

Dieses Manko behebt das Gestell. Durch weitere angebrachte Querstützten steht das Gestell von Alleine. Somit ist der Jurte schonmal eine gewisse Grundstabilität gegeben. Das einzig kritische Bauteil ist jetzt noch die Mittelstange. Je nach Beschaffenheit des Bodens steht sie sicher oder unsicher.

Warum eigentlich der Aufwand? Geschichte und Ideenfindung

Als gutes Beispiel für die Sicherheit einer Jurte lässt sich das Sommerlager 2007 in Schönhagen anführen. Hier war der Boden auf Grund starken Niederschlages durchgeweicht, was dazu führte, dass das Dreibein in der Mitte der Großjurte keinen sicheren Stand mehr hatte und umkippte. Zum Glück war in diesem Moment Niemand in der Jurte. Aus den Erfahrungen - und dem Schrecken des Lagers - heraus, wurde die Idee eines Jurtengestells geboren. Die eigentliche Idee stammt aber nicht aus dem Verein direkt. Es gibt bereits fertige Jurtengestelle zu Kaufen. Aber einige unserer fleißigen Handwerker im Verein haben es sich nicht nehmen lassen, dieses Projekt selbst durchzuführen. Das Ergebnis dieser Bemühungen wurde unter Anderem schon auf der Seite der Materialwarte mit einem 3D-Modell veranschaulicht.

Bau eines zweiten Gestells

So weit so gut. Nachdem der Bau eines Gestells für die normale Jurte so Problemlos lief, wurde der Bau eines solchen für die Großjurte in Angriff genommen. Da eine Großjurte 16 anstatt 12 Ecken hat, unterscheiden sich neben der Anzahl der benötigten Seitenstangen verständlicherweise auch die Winkel, die die fürs Gestell benötigten Eckteile besitzen müssen. So ist es notwendig, dass jeweils zwei komplett unterschiedliche Gestelle für die beiden Jurtenarten bestehen müssen.

Als dieses Gestell also nun ebenfalls fertig war und die Jurte das erste Mal damit aufgebaut wurde, reifte langsam die Idee zur Erweiterung des Jurtengestells. Der Gedanke war, eine Jurte komplett ohne Mittelstange aufzubauen, die auf Grund Ihrer Länge zum Einen schwer zu transportieren war und zum Anderen einfach viel zu viel Raum im Zelt belegte. Und dann war da noch die Sache mit der Instabilität...

Die Dachkonstruktion

Die Frage die sich nun stellte war also: "Wie kann man eine Dachkonstruktion entwickeln, die stabil genug ist, die nicht gerade leichte Jurte stabil zu tragen?" Diese Aufgabe war gewiss eine schwere. Aber das heißt noch nicht, dass sich die klugen Köpfe der Pfadfinder auch dafür nicht auch was einfallen lassen könnten. So begann die Planung und schließlich der Bau der Dachkonstruktion, die das Jurtengestell vervollkommnen sollte.

Erster Aufbau

IMG_6602

Benötigtes Material

Am 7. November 2009 war es dann endlich soweit: Die Premiere des neuen, verbesserten Jurtengestells stand an. Dieser Tag bot sich an, da sowieso ein Aktionstag mit allen Gruppen auf unserer Wiese stattfand und somit genügend Leiter für den Aufbau zur Verfügung standen. Außerdem sollte an diesem Wochenende noch ein kleines Zeltlager stattfinden und dafür wurde nun einmal ein Zelt benötigt.

Das nicht gerade sehr freundliche Wetter hätte dabei fast dazu beigetragen, dass der erste Aufbau ins neue Jahr verschoben wäre. Nach kurzer Abstimmung wurde aber beschlossen es jetzt doch zu versuchen - auch auf die Gefahr hinaus die Jurte später im Pfarrheim trocknen zu müssen.

Es wurden also alle benötigten Materialien zusammengepackt und auf einem Anhänger zur Wiese gefahren. An dieser Stelle wurde dann auch klar wie viele Materialien man eigentlich für das Gestell braucht.

Dann ging es zum Aufbau über. Dass die einzelnen Latten mit den Winkeln verschraubt wurden, hängt damit zusammen, dass noch nicht bekannt war, welche Kraft die nicht ganz leichte Dachkonstruktion auf das restliche Gestell ausüben wird. Um ein Auseinanderdrücken zu vermeiden wurde außerdem noch ein Stahlseil gespannt, dass die einzelnen Winkel verband. Denn schließlich wollte keiner von einer zusammenstürzenden Jurte geweckt werden.

Nach einigen Koordinationsschwierigkeiten und Umständlichkeiten stand die Jurte aber dann. Großes Kompliment dabei an den Planer - das Gestell passte auf Anhieb. Lediglich die langen Stangen für die Dachkonstruktion müssen noch etwas gekürzt werden, da das Jurtendach teilweise darauf auflag und es so bei einem Regenschauer undicht werden würde.

IMG_6605 IMG_6622 IMG_6690IMG_6748_1 IMG_6779 IMG_6774

Weitere Bilder vom ersten Aufbau

Schlussbemerkung

Wieder einmal hat sich gezeigt, wie viel Kreativität in einzelnen Mitgliedern steckt. Dass dieses Potential auch in den Truppstunden ausgenutzt wird, zeigt sich daran, dass die Gruppe des Erbauers bereits einen Teich am Fuße der Wiese ausgehoben hat.

In Zukunft wird sich zeigen, ob auch die Idee des Jurtengestells eine Gute war und ob es hält was es verspricht. Außerdem freuen wir uns auf weitere Einfälle, die die Pfadfinder in Ihrem zusammensein stärken wird und keine Langeweile aufkommen werden lässt.

 

Erste Erweiterung

IMG_6602

Der Tannenbaum auf der Jurte
Bild: Michael Fromme

Wie erwartet ist der Entwicklergeist nicht ermüdet und es ist eine neue Idee entstanden. Wir schreiben den Dezember des Jahres 2009 - Weihnachtsmarkt in Fürstenau (mehr dazu auf der Fürstenau-Homepage).

Wie bereits beim letzten Weihnachtsmarkt 2007 wurde wieder gewünscht, eine unserer beiden Jurten auf dem Kirchplatz aufzustellen. Laut Meinung des Organisationsteams passe diese gut ins Bild des Weihnachtsmarktes - zusätzlich diene Sie als Verkaufsstand für die in den Gruppen gefertigten Basteleien.

Da sich der Aufstellungsort auf gepflastertem Boden befand, bot es sich natürlich an die selbststehende Jurte zu Benutzen, die für diesen Zweck gewissermaßen wie geschaffen ist.

Vom Stil her passte diese normale Jurte nun bereits gut zum Ambiente des Fürstenauer Weihnachtsmarktes. Aber der Bezug zur Jahreszeit, sowie zum immer näher rückenden Weihnachtsfest fehlte noch etwas. Die Wahl fiel auf einen traditionellen Weihnachtsbaum.

Der Tannenbaum bringt Farbe in die triste Winterwelt. In der Vergangenheit wurde er oft als Objekt der Hoffnung gesehen. Durch seine immergrüne Erscheinung erinnert er an den herannahenden Frühling und spendet den Menschen in der dunklen Jahreszeit Trost und Wärme. In der heutigen Zeit wurde dieser Brauch übernommen und der Baum ist in christlichen Familien mit zum Synonym eines gemütlichen Weihnachtsabends geworden.

Bereits beim Weihnachtsmarkt 2007 - dem zweiten in Fürstenau - schmückte ein Baum die Jurte. Bei diesjährigen dritten Markt sollte er allerdings einen anderen Platz bekommen. Von seinem normalen Platz vor der Jurte zog er auf die Jurte - genauer gesagt auf den höchsten Punkt, der Spitze. Wie es sich für einen Weihnachtsbaum gehört, benötigt er natürlich auch einen geeigneten Ständer. Der hier Benötigte wird aber - wie das Jurtengestell selbst - vergeblich in Baumärkten o. Ä. zu Suchen sein. Er musste also selbst konstruiert und auch gebaut werden. Für jemanden, der bereits ein solch komplexes Gestell entworfen hat, war das natürlich eine simple Übung.

Wie die Jurte auf dem Weihnachtsmarkt aussah, seht ihr auf dem folgendenen Bild. Weitere Bilder vom Weihnachtsmarkt gibt es auf der dorfeigenen Internetpräsenz.

 

IMG_4903_k

Die Jurte auf dem Weihnachtsmarkt in Fürstenau
Bild: Michael Fromme

To be continued...

Ebenso wie das Gestell wird auch dieser Bericht im nächsten Jahr sicher noch weiter ergänzt. Wie diese Weiterentwicklungen aussehen, wird sich noch zeigen. Die Ideen werden aber sicherlich nicht ausgehen!

Geschrieben von Dominik Henneke